Hanna Schygulla
Geboren in Deutschland
Die Muse, Gefährtin und Hauptdarstellerin in den meisten Filmen von Rainer Werner Fassbinder ist untrennbar mit dem Kapitel "Junger Deutscher Film" der 60er- und 70er-Jahre verbunden. Der "Superstar der Subkultur" pflegte seit "Liebe ist kälter als der Tod" und "Katzelmacher" (1969) einen betont und scheinbar leblosen undramatischen Sprechstil, der aus der Zeit mit Fassbinders Münchner Action-Theater und Antitheater herrührt.
Schygulla bewegte sich leicht somnambul und mit geringen Betonungsverschiebungen in den stilisierten Dekors von Filmen wie "Die bitteren Tränen der Petra von Kant", wirkte aber zunehmend natürlicher, auch wenn sie ihre grundsätzliche Lakonie nie aufgab. Großen Erfolg hatte sie mit "Effi Briest" und in der Titelrolle von "Die Ehe der Maria Braun", der den damaligen deutschen Film international bekannt machte. Als Sängerin in "Lili Marleen" war sie letztmalig in einem Film von Fassbinder zu sehen und begann 1982 mit "Flucht nach Varennes" eine Reihe internationaler europäischer Produktionen, wobei sie mit Ettore Scola, Jean-Luc Godard, Carlos Saura und Andrzej Wajda zusammenarbeitete. Für Marco Ferreris "Die Geschichte der Piera" wurde sie 1983 in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet.
Dannach trat Schygulla nur in wenigen deutschen Spielfilmen ("Heller Wahn", "Abrahams Gold") oder im Fernsehen ("Madame Bäuerin") auf, arbeitete auf der Bühne und begann 1997 eine zweite Karriere als Sängerin. 1985 widmete ihr "Time" eine Titelgeschichte, für die "New York Times" ist sie ein Weltstar. 2000 war sie in "Die Werckmeisterschen Harmonien" des ungarischen Regisseurs Béla Tarr zu sehen, 2004 in Amos Gitais "Haaretz Hamuvtacht" und 2005 nach längerer Pause wieder in einem deutschen Film: In "Die blaue Grenze" irritierte sie als undurchschaubare Nachbarin den abgehalfterten Ex-Kommissar Dominique Horwitz.