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Werner Herzog
Geboren am 05.09.1942 in München
Der Visionär unter den Regisseuren des Neuen Deutschen Films der 1960er und 1970er Jahre, suchte Werner Herzog stets "nie gesehene Bilder" und setzte mehr auf die Kraft seiner visuell berauschenden Filme als auf eine stimmige Dramaturgie. Gleichwohl schuf er Filme über die dämonische Seite der deutschen Seele und verstand sich als Erbe der Romantik sowie des expressionistischen deutschen Stummfilms. Sein Kaspar-Hauser-Film "Jeder für sich und Gott gegen alle" gewann 1975 in Cannes den Spezialpreis der Jury, sein 1978er Remake des "Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau braucht sich hinter dem Vorbild nicht zu verstecken.
Werner Herzog wuchs auf einem Bauernhof auf und brachte sich wie Stanley Kubrick das Filmen autodidaktisch bei. Er studierte Geschichte und Literatur und debütierte nach einigen Kurzfilmen 1968 mit "Lebenszeichen", in dem ein deutscher Soldat in Griechenland an seinem unsinnigen Auftrag und unter der Sonne leidet.
Mit "Aguirre, der Zorn Gottes" begann 1972 Herzogs internationaler Ruf. Die Geschichte des im Wahn endenden Konquistadors Lope de Aguirre, in Peru unter schwierigen Bedingungen gedreht, wurde zu einer bildmächtigen Vision von Aufbruch und Untergang, die nachweislich Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" beeinflusst hat. "Aguirre" war die erste Zusammenarbeit mit Klaus Kinski, dem von ihm bewunderten, geliebten und gehassten Darsteller, der noch in vier weiteren Filmen Herzogs die Hauptrolle spielte und dem Herzog 1999 den Dokumentarfilm "Mein liebster Feind" widmete.
Herzog drehte immer wieder Dokumentarfilme, die ähnlich visionär gelagert sind. Sein Hang zu abenteuerlichen Weltgegenden erschwerte die Produktionen, die oft am Rande des Scheiterns standen (z. B. "Fitzcarraldo"). Für seinen Kaspar-Hauser-Darsteller Bruno S., einen ehemaligen Heimzögling, inszenierte Herzog das Road-Movie "Stroszek", eine bewegende Ballade über einen Außenseiter, der in Amerika buchstäblich verloren geht. Herzogs "Schrei aus Stein" bezieht den Bergfilm à la Arnold Fanck ("Die weiße Hölle vom Piz Palü") in seine Visionen ein. Im Finale umkreist die Kamera unablässig einen Berggipfel. Die Kreisbewegungen der Kamera sind hier wie auch in den anderen Filmen Herzogs teils ironische Verweise auf die Sinnlosigkeiten von Suchbewegungen.
Nach 10 Jahren Spielfilm-Abstinenz meldete sich Herzog 2001 mit "Invincible", der auf Tatsachen basierenden Geschichte eines polnischen Schmieds zurück. Auf einen dokumentarischen Beitrag über einen zurückgezogen lebenden Stamm am Amazonas für das Kurzfilm-Projekt "Ten Years Older - The Trumpet" folgte der Dokumentarfilm "Rad der Zeit", der ein buddhistisches Initiationsritual beleuchtet.
Im Dokumentarfilm "The White Diamond" begleitet Herzog einen englischen Ingenieur, der in seinem Mini-Luftschiff den Baumkronenbereich des tropischen Regenwaldes von Guayana erkundet. "Grizzly Man ", 2005 erschienen, erzählt von Timothy Treadwell, einem Tierschützer, der 13 Sommer lang mit Bären in Alaska lebte, dann aber 2003 durch einen Bärenangriff getötet wurde. 2006 erhielt Herzog dafür unter vielen anderen Preisen den Director Guild of America Award. Für seine Science Fiction Fantasy "The Wild Blue Yonder" über einen Außerirdischen, der von seinen Erfahrungen auf der Erde berichtet und einer Astronauten-Crew, die wiederum dessen Planeten erforschen, wurde er mit dem FIPRESCI Preis ausgezeichnet. Sein Kriegsdrama "Rescue Dawn" basiert auf seiner Dokumentation "Little Dieter Needs To Fly". Für seine Spielfilmversion engagierte er Christian Bale in der Hauptrolle des Dieter Dengler, der als amerikanischer Kampfpilot während des Vietnamkrieges abgeschossen wird und zu fliehen versucht.
Werner Herzog ist seit 2006 in dritter Ehe mit der Fotografin Lena Herzog verheiratet. Zwischen seiner Filmarbeit inszenierte Herzog in Spoleto, München und anderen Orten Opern. Wie Rainer Werner Fassbinder ist Werner Herzog dem Ideal des deutschen Autorenfilmers am nächsten gekommen.
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